Tagein, tagaus werden massenhaft Muscheln an Sandstränden angespült, mit zum Teil wunderhübschen Formen aber in den seltensten Fällen enthalten sie eine glitzernde Perle für die Juweliere ihr Gewissen erschweren würden um sie in die Finger zu kriegen. Der Titel Hollow Knight vom australischen Dreimann-Minientwicklerstudio Team Cherry ist solch ein rar gesätes Kleinod und, soviel möchte ich schon mal verraten eine der grandiosesten Videospielerfahrungen die ich bisher sammeln konnte. Es ist so grandios dass das ebenfalls empfehlenswerte Bloodstained seit über zwei Wochen erfolglos darum bettelt ,,spiel mich bitte auch mal weiter". Ich gebe zu, dass ich Hollow Knight zuerst gar nicht auf dem Schirm hatte, denn einerseits besitze ich noch keine Nintendo Switch und andererseits hat mich die Ankündigung eines Dark Souls-Abklatsches mit dem visuellen Charme eines klassischen Plattformers nicht gerade neugierig gestimmt. Es hatte sich nach etlichen denkwürdigen Souls-Abenteuern eine Art von Lustlosigkeit bezüglich dieses etablierten Spielprinzips in mir ausgebreitet. Aber natürlich schaut man mal in ein Video rein und überraschenderweise war das vorläufige Urteil positiver als angenommen. Da Hollow Knight aber wohl nicht auf anderen Plattformen erscheinen würde sah ich keinen Grund mich intensiver damit zu beschäftigen, bis ich auf Amazon über eine Veröffentlichung auf Playstation 4 informiert wurde. Und komischerweise habe ich nicht einen Moment mit der Vorbestellung gezögert. Es hätte daher einer der größten Fehlkäufe werden können,gerade wegen dem geringen Wissen. Wurde es aber nicht. In Hollow Knight übernehmt ihr die Rolle eines untypischen Helden, ein schattiger Wicht mit einer Art gehörntem Schädelhelm, sprich eher die eines Antihelden und anstatt eines bombastischen Einleitungsfilmes werdet ihr ziemlich unspektakulär direkt in das Geschehen hineingeworfen und lernt die Grundlagen wie Springen und Schlagen. Zum letztgenannten kommt ein zu Beginn eher rostiger Nagel zum Einsatz der eure einzige Waffe bleiben wird. Zwar lernt ihr mit fortlaufender Dauer eine Handvoll Magien und Spezialmanöver aber bis dahin ist es erforderlich sich an die Reichweite, die Schlagfrequenz sowie die Stärke eben dieses rostigen Nagels zu gewöhnen, auf eurer Reise durch ein weitverzweigtes Untergrundreich dessen düstere Farbpalette den Dark-Souls-Vergleich legitimiert und in dem ihr immer tiefer hinabsteigen werdet, bis zum sogenannten Abgrund. Die Einzigartigkeit dieser Welt besteht darin dass sie durchgängig von Käfern und Insekten jeglicher Gattung bevölkert wird und sie alle trachten eurem winzigen Schattenritter nach dem Leben, obwohl er genau genommen gar nicht richtig sterben kann. Die Variation des Bestiariums ist selbst für Veteranen beachtlich und reicht von harmlosen Krabbelkäfern bis zu sprungverliebten Gottesanbeterinnen und streut auch alle Nase lang fliegende Kreaturen wie Fliegen oder Bienen ein. Und sie alle legen ein unterschiedliches Verhalten an den Tag. Manche Widersacher decken euch mit Stacheln aus der Ferne ein um ihr Terrätorium zu verteidigen während andere Harakiri begehen oder Verbündete herbei beschwören. Und das bezieht sich wohlgemerkt nur auf die Standardgegner, die zahlreichen raffinierten Endbosse mit denen euch das Spiel konfrontiert sind nochmal eine ganz eigene Liga und die Taktik die bei einem zum glorreichen Sieg geführt hat kann beim nächsten durchaus ins Verderben führen. Hollow Knight gehört ausdrücklich nicht ins Genre der Rollenspiele sondern ist ein waschechtes Metroidvania mit häufigen Geschicklichkeits und Hüpfpassagen. Das bedeutet dass ihr zwangsläufig irgendwann Stellen erreichen werdet wo zum weiteren Voranschreiten eine Fähigkeit von Nöten ist die ihr erst irgendwo in euer Repertoire aufnehmen müsst. Meistens geschieht das durch das Bezwingen eines der Endgegner der solch eine Bewegung selber zum Einsatz bringt. Wirklich leveln tut ihr außer dem Nagel der bei Schmieden robuster gemacht werden kann nichts in dem Spiel. Das Verteilen von klassischen Attributspunkten fällt demnach restlos weg. Stattdessen lasst ihr den Helden von sogenannten Talismanen profitieren die beispielsweise eure Zaubermacht erhöhen oder euch in rasanterer Abfolge den Nagel schwingen lassen. Je nach Nützlichkeit beanspruchen diese praktischen Helfer, die auch erst aufgestöbert oder teuer erkauft werden müssen, einen oder mehr Steckplätze die ihr ebenfalls Finden oder käuflich erwerben könnt. Außerdem lassen sich Talismane nur auf Rastbänken ausrüsten welche die gleiche Funktion wie die Leuchtfeuer in Dark Souls haben. Hollow Knight ist für mich ein Musterbeispiel für ein gelungenes sauber verwirklichtes Spielkonzept dass sich zwar gewisse Elemente von prominenten Vorreitern abguckt aber dennoch seine Eigenheit behält, sei es bei der Wahl des Protagonisten oder dem übergreifenden Käfer/Insekten-Stils. Es bietet weitläufige Areale die gewaltigen Entdeckerdrang wecken und ist dennoch zu keiner Stelle überfrachtet. Und obwohl es durchwegs eine ernsthafte Herausforderung darstellt bleibt es stets fair und gibt dem Spieler ausreichend Gelegenheit mit dieser sonderbaren Welt zu verschmelzen. Unfassbar dass dieses Projekt von einem dreimannstarken Team gestemmt wurde da es irgendwie nach mehr aussieht. Jeder ja buchstäblich jeder Gegner hat seine eigenen liebevollen Animationen spendiert bekommen und man kommt teilweise aus dem Staunen nicht heraus, wie variantenreich all diese Wesen geworden sind. Hinzu kommt eine musikalische Untermalung die in den richtigen Schlüsselmomenten Emotionen erzeugt, ansonsten aber lediglich prima zur allgemein melancholischen Grundstimmung beiträgt. Denn das muss auch unbedingt erwähnt werden. Hollow Knight ist eher ein trauriges Spiel das zum Nachdenken anregt. Für mich ist dieses erste Werk von Team Cherry zweifelsohne ein Knüller und eine der ganz dicken Überraschungen 2019. Vom Auftakt an hatte ich das dringende Bedürfnis jeden Winkel dieses Untergrundes zu erforschen und bin deswegen super glücklich dass der direkte Nachfolger Silksong schon in den Startlöchern steht und der erste Trailer mich bereits ziemlich umgehauen hat. Hoffentlich wird er 2020 auch auf der Ps4 erscheinen. Read more